|
|
Die Sarod:
Exkurs in die
Instrumentenkunde Sarod ein nordindisches
Saiteninstrument
In diesem Artikel können Sie die indische
Sarod kennen lernen, ihre Entstehungsgeschichte, Beschreibung des Instrumentes
und Spieltechnik eher etwas für Spezialisten oder für solche,
die es werden wollen.
SAROD -
Saiteninstrument aus Nordindien
Wer bereits
außereuropäische Musik gehört hat, ist vielleicht schon einmal
der Sitar begegnet, sei es durch Schallplatte, Konzert von Ravi Shankar oder
als Effekteinsatz bei einigen Pop-Gruppen. Musikethnologen nennen die Sitar
,,indische Langhalslaute". Um die Unterschiede im Vergleich zur Sarod zu
verdeutlichen, folgt eine kurze Beschreibung der Sitar. Die Sitar hat einen
Klangkörper aus einem ausgehöhlten, getrockneten Kürbis. Darauf
ist eine Holzdecke mit anschließendem langen Hals befestigt, der als
Griffbrett dient. Auf dem Hals sind gewölbte Messingstäbe mit Schnur
angebracht, die sich je nach Wahl des zu spielenden Ragas verschieben lassen.
Über eine etwa 3 cm breite Brücke aus Knochen oder Elfenbein laufen
Stahl- und Messingsaiten. Diese werden mit einem Drahtplektrum, das fest am
Zeigefinger sitzt, angeschlagen. Auf den Saiten spielt man sowohl horizontal
als auch vertikal. Charakteristisch für die Sitar ist das vertikale Spiel,
das seitliche Ziehen der Saite auf einem Bund. Hierbei entstehen Intervalle bis
zu einer Quinte. Es können gleitende Tonabstufungen, weiche
Übergänge und kleinste Tonabstände erzeugt werden. Ein der Sitar
verwandtes Instrument ist die Sarod. Sie ist im Westen noch nicht so bekannt
geworden. Die Sarod gehört zu den schönsten und klangreichsten
Saiteninstrumenten Indiens. Sie zu erlernen ist schwieriger als Sitar, da es
für einen Anfänger keine Orientierungsmöglichkeit auf dem
Griffbrett gibt. Bevor auf Einzelheiten der Sarod eingegangen wird, hier etwas
über die Entstehungsgeschichte des Instrumentes.
Ursprünge
der Sarod
Die Sarod stammt von der Rabab ab, eine Art Laute mit
Darmsaiten. Der Klangkörper der Rabab ist mit einer dünnen Haut
überzogen. Die Bünde auf dem Hals sind aus Darm. Die Rabab hat ihren
Ursprung in Afghanistan. Im 16. Jahrhundert wurde sie nach Indien gebracht. Der
berühmte Tansen, der Hofmusiker bei Kaiser Akbar (1542; 1605) war,
unterrichtete seine Söhne die Kunst des Rababspiels. Im Laufe der Zeit war
man jedoch mit den Begrenzungen der Rabab unzufrieden. Etwa im 19. Jahrhundert
wurden einige wichtige Veränderungen vorgenommen. Der Resonanzkörper
wurde größer, aber flacher. Der Hals wurde größer und
durch ein dünnes Metallgriffbrett ersetzt. Die Bünde aus Darm
verschwanden und anstelle Darmsaiten verwandte man Stahl- und Bronzesaiten. So
entwickelte sich aus der Rabab die heutige Sarod.
Es gibt zwei
Hauptarten, die Anfang dieses Jahrhunderts durch Ustad Allauddin Khan und Ustad
Hafiz Ali Khan entstanden. Die Sarod, die von Allauddin Khan und seinen
Schülern gespielt wurde, wiegt ziemlich schwer (ca 5 kg) und hat 25 Saiten
(Calcutta Modell), während das leichtere Modell als Delhi 19-20 Saiten
hat.
Die zurzeit lebenden bekanntesten Sarodvirtuosen sind Ustad Ali
Akbar Khan, der Sohn Allauddin Khans und Ustad Amjad Ali Khan. Neben vielen
anderen ausgezeichneten indischen Sarodspielern ist die Sarodvirtuosin Zari
Daruwala zu erwähnen. Sie hat einen eigenen Stil entwickelt, der darin
besteht, dass sie klassische Gesangstechniken für die Sarod
umsetzt.
Parallel zu diesem gibt es vier weitere Saiten, die
entsprechend den wichtigsten Tönen des Ragas gestimmt werden. Zwei
kürzere Saiten übernehmen eine rhythmische Funktion. Sie heißen
chikari und werden eine Oktave höher als der mittlere Grundton gestimmt:
c'" -c'" . Wesentlich zum Klangreichtum der Sarod tragen die 15 Resonanzsaiten
bei, die jeweils entsprechend den Tönen des Ragas gestimmt werden. Wird
ein Ton auf den Melodiesaiten gespielt, so beginnt die jeweilige Resonanzsaite
(sie wird taraf genannt) zu schwingen. Die taraf-Saiten laufen durch kleine
Löcher am Steg unterhalb der Hauptsaiten und führen in eine
Öffnung durch das Metallgriffbrett. Dort werden sie mit kleinen
Holzwirbeln seitlich des Halses gestimmt. Unterhalb der Wirbel für die
Melodiesaiten ist häufig ein runder, abgeflachter Messingkörper
angebracht, der auch abschraubbar ist. Dieser erfüllt hauptsächlich
eine ästhetische Funktion.
Es wird in der indischen Musik nicht
festgelegt, welchen Grundton der Instrumentalist seinem Instrument zugrunde
gelegt. Dieser richtet sich nach den Eigenschaften des Instrumentes und danach,
welchen Klang der Musiker bevorzugt. Die Grundstimmung für die Sarod des
Delhi Typs liegt im Allgemeinen tiefer, meist zwischen b und c, die des
Calcutta Modells meistens zwischen c und cis. Der Tonumfang der Sarod
beträgt drei Oktaven von c' bis c'".
Spielweise
Der Spieler sitzt auf dem Boden, indem er
den rechten Fuß über den linken Schenkel legt. Das Instrument liegt
horizontal auf dem rechten Oberschenkel. Die Saiten werden mit einem Plektrum
aus Kokosnuss- schale oder Elfenbein angeschlagen; Zeige-, Mittel- und
Ringfinger der linken Hand werden zum Greifen benutzt. Dabei leistet der
Zeigefinger die Hauptarbeit. Der Ton wird erzeugt, indem der Fingernagel auf
das Metallgriffbrett drückt und die Saite begrenzt. Da auf dem Griffbrett
keine Bünde sind, lässt sich ein stufenloses Gleiten zwischen den
Tönen erzeugen.
Dabei können Intervalle entstehen, die
über die Oktave hinausgehen, und vielfältige melodische Ornamente
erzeugt werden, z.B. das Hin- und Herpendeln zwischen zwei Tönen oder das
kunstvolle weiche Verbinden mehrerer Töne miteinander. In der richtigen
Ausführung dieser Töne, einer Art Verehrung jedes Tones, liegt das
Besondere der klassischen indischen Musik. Die Sarod mit ihren spieltechnischen
Möglichkeiten und ihrem vollen, obertonreichen und klaren Klang ist
hervorragend geeignet, die verschiedenen Stimmungen des Ragas
auszudrücken.
Über die Musik
Es handelt sich
um klassische indische Musik. Ragas sind die melodischen Grundlagen
hierfür. Raga bedeutet wörtlich aus dem Sanskrit übersetzt
Farbe, Stimmung, Gefühl. Jeder Raga besitzt bestimmte
melodische Qualitäten, die ihn von allen anderen Ragas unterscheiden. Ein
Raga hat nicht nur eine festgelegte auf- und absteigende Tonskala, sondern
seine melodische Struktur. Ragas stellen die Grundlage für die
Improvisation dar. Der Musiker erhält so ein Modell und kann damit seine
Musikalität frei ausdrücken, wie es in anderem Rahmen auch
Jazzmusiker tun. Ein Raga soll ein bestimmtes musikalisches Klima erzeugen und
in den Zuhörern einen besonderen Gefühlszustand auslösen. Der
Geist des Zuhörers soll sozusagen eingefärbt werden.
Charakteristisch für die indische Musik ist das melodische Element
in seiner verfeinerten Form. In der indischen klassischen Musik hält der
Musiker sich an bestimmte Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Er setzt
sich bewusst Grenzen, findet jedoch durch die Improvisation die
größte Freiheit und Ausdrucksmöglichkeiten. Die Darstellung
eines Ragas in all seinen Aspekten ist eine schwer zu erlernende Kunst. Der
ernste Musiker wird stets bemüht sein, den Raga zu einer lebendigen, sich
stets erneuernden Erfahrung zu gestalten.
|
©
2009 - alle Rechte vorbehalten ·
|
|
|